Elke Enders (Nordkurier): Irgendwas ist anders in Zielow: die auffallend frische Luft, die von der Müritz weht, die vielen Schwalben, die inmitten des Dorfes an einer Pfütze hastig klebrigen Sand picken, um diesen sogleich an einer Stallwand, wo unzählige Nester pappen, zu verbauen. Wo gibt es sowas noch? Und auch die Tatsache, dass das Dorf – sei es auch noch so klein – einen Süd- und einen Nordflügel besitzt, wie Udo Hackbusch und Gerd Köppen schmunzelnd erzählen – all das macht das Besondere aus. Auch eine Jugendherberge gibt es hier, einen Reitverein, einen Förderverein, der sich um die kleine Fachwerk-Kirche kümmert, einen Campingplatz, viele Tourismusunternehmen, einen Deutschen Meister im Segeln „Laser Radial“… „54 Einwohner, 14 Gewerbeanmeldungen und null Arbeitslosigkeit“, warten Udo Hackbusch und Gerd Köppen mit Zahlen auf. Das ist es, was Zielow ausmacht. Und genau jene Ortschaft, die zur Gemeinde Ludorf gehört, hat am Sonnabend, 9. Juni, Großes vor. Begangen wird die 775-Jahrfeier, zu der Gäste herzlich willkommen sind.
Los geht es um 14.30 Uhr im Kreuzungsbereich, wo gewöhnlich auch das Straßenfest steigt – seit die alte Holperpiste 1994 ersetzt wurde. Das 14. oder 15. Straßenfest stände an. Diesmal werden die Feierlichkeiten mit der 775-Jahrfeier verknüpft. Anders als im Jahr 1987 bei der 750-Jahrfeier soll es aber keinen Umzug geben. Jeder im Dorf sei schon so eingebunden, noch einen Umzug auf die Beine zu stellen, würde den Rahmen sprengen, heißt es. Nichtsdestotrotz soll es vergnüglich zugehen. Mit Blasmusik, Springburg, Ponyreiten, Wettmelken und nicht zuletzt der Fotoausstellung in der Kirche ist für jeden Geschmack etwas dabei. Ab 14.30 Uhr wird zur Kaffeetafel (Geschirr bitte mitbringen) und Tombola eingeladen. Abends gibt es Schwein und Pute am Spieß, zu späterer Stunde Diskoklänge und Live-Musik mit Pete. Auch die Stallung von Gerd Köppen lohnt es aufzusuchen. Dort nämlich hat der Zielower ein buntes Allerlei aus alten Zeiten zusammengetragen.
Seit November werkeln die Einwohner am Programm. „Ab Januar ging es ans Eingemachte“, erzählt Udo Hackbusch. Überhaupt sei der Zusammenhalt im Dorf noch recht in Ordnung. „Das ist wie in einer Familie, mal gibt es Streit, dann ist es auch wieder gut“, sagt Hackbusch. Er selbst ist sozusagen ein Urgestein, hat seine Linie zurück verfolgt, die in Zielow seit Generationen ansässig ist.
So dicht an der Müritz zu leben, wie es die Zielower tun, bedeute Fluch und Segen. Udo Hackbusch weiß, dass sich hier in den 50er-Jahren das Eis auftürmte, einmal wurden ganze Bootschuppen zerdrückt.
Der Name Zielow hat seinen Ursprung in Sylowe (13. Jahrhundert), dann Silow. Der „Ort des Zila“ ist von zilu (slawisch: lebend) abgeleitet. 1237 wurde das Dorf erstmals urkundlich erwähnt, in einer „Bestimmung über das Dobbertiner Kloster“, wo von sechs Hufen die Rede ist, aus denen Einkünfte bezogen werden könnten.